Klasse, Organisation und Determination

Ein Mani­fest schrei­ben heißt, sich auf Grund­la­ge eines theo­re­ti­schen Stand­punkts zu orga­ni­sie­ren. Die Anti­fa Kri­tik & Klas­sen­kampf Frank­furt am Main (AKK) hat mit ihrem Mani­fest Der kom­men­de Auf­prall einen Vor­schlag zur Orga­ni­sa­ti­on bzw. Umgrup­pie­rung lin­ker Kräf­te vor­ge­legt und dabei aus­führ­li­che Kri­tik an ande­ren Orga­ni­sa­ti­ons­for­men geübt. Zusätz­lich wur­de der Anspruch der AKK deut­lich, die­sen Vor­schlag so umfas­send wie mög­lich mit theo­re­ti­schen Über­le­gun­gen zum gene­rel­len Cha­rak­ter der kapi­ta­lis­ti­schen Gesell­schaft als zusam­men­hän­gen­dem Gan­zen zu untermauern.

Die­se Über­le­gun­gen sind recht schnell an bekann­te Dilem­ma­ta und Gret­chen­fra­gen der Theo­rie gesto­ßen (u. a.: Die Rol­le des Staa­tes, die Mög­lich­keit einer ein­heit­li­chen Theo­rie, die Fra­ge nach pro­gram­ma­ti­scher Klar­heit vs. poli­ti­scher Ein­heit und das Pro­blem von Refor­mis­mus und Radi­ka­lis­mus). Nicht an allen die­ser Eck­punk­te ist es der AKK gelun­gen, die­se Pro­ble­me theo­re­tisch vor­an­zu­brin­gen, anstatt sie in ver­mit­teln­den Kom­pro­mis­sen zu ent­schär­fen. Zen­tral ist, dass das anti-ortho­do­xe Selbst­ver­ständ­nis des Papiers in Wider­spruch zu sei­nem neu auf­ge­leg­ten Klas­sen­be­griff ste­hen bleibt.

 

Der orga­ni­sche Gehalt der Zuwen­dung zu einem ortho­do­xen Klassenbegriff

 

Die Beson­der­heit der Zuwen­dung zum Klas­sen­be­griff, der in dem Papier der AKK zen­tral ist, wird ver­ständ­lich vor dem Hin­ter­grund des pro­gram­ma­ti­schen Spek­trums in Gestalt der Inter­ven­tio­nis­ti­schen Lin­ken (iL) und dem …umsGanze!-Bündnis (UG), in dem die AKK spe­zi­ell als die mar­xis­ti­sche­re, ortho­do­xe­re Alter­na­ti­ve fun­giert: Sie kri­ti­siert die links­ra­di­ka­le Preis­ga­be des Klas­sen­be­griffs im UG und grenzt sich von der gemä­ßig­te­ren sym­bo­lori­en­tier­ten Pra­xis der iL ab. Ent­schei­dend ist, den Begriff ortho­dox nicht gemäß dem ein­stu­dier­ten Abwehr­re­flex als etwas Nega­ti­ves, als Syn­onym für einen plat­ten Deter­mi­nis­mus oder Reduk­tio­nis­mus zu ver­ste­hen. Ortho­dox ist die Zuwen­dung zum Klas­sen­be­griff des­we­gen, weil damit auf eine for­ma­le Stren­ge poli­ti­schen Den­kens inner­halb eines gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Zusam­men­hangs abge­zielt wird, die in ande­ren Begrif­fen nicht erreicht wird. Ortho­dox und wün­schens­wert ist der Klas­sen­be­griff dann, wenn damit nicht nur ein etwas radi­ka­ler klin­gen­des Wort für „Schicht“ oder „Milieu“ etc. gemeint ist. Die AKK kommt dem erstaun­lich Nahe, wen­det sich die­sem Aspekt des Klas­sen­be­griffs bewusst zu, schreckt aber mit Ver­weis auf die not­wen­di­ge Abgren­zung von jeder Ortho­do­xie (die schlech­te, reduk­tio­nis­ti­sche) vor den Kon­se­quen­zen zurück.

Das Papier der AKK beginnt denn auch nicht mit einer sol­chen begriff­li­chen Stren­ge, son­dern eini­gen abge­kämpf­ten Stan­dard­zi­ta­ten über die grund­le­gen­de Kri­sen­haf­tig­keit kapi­ta­lis­ti­scher Akku­mu­la­ti­on. Eine Refle­xi­on über die­se Kri­sen­haf­tig­keit müss­te ja damit begin­nen, dass das Grund­ge­rüst der demo­kra­tisch-kapi­ta­lis­ti­schen Gesell­schaft eben trotz der groß­ar­ti­gen Akku­mu­la­ti­ons­pro­ble­me der letz­ten Jah­re so wenig in der Kri­se steht wie sel­ten zuvor – selbst wenn demo­kra­ti­sche Rech­te vie­ler­orts ein­ge­schränkt wer­den, steht kaum irgend­wo das Prin­zip von Kapi­ta­lis­mus und bür­ger­li­cher Regie­rung zur Disposition.

Die­ser schlecht gewähl­te Aus­gangs­punkt zieht sich durch das Papier. Aus­ge­hend von abs­trak­ten Über­le­gun­gen zu der auf der Innen­sei­te wider­sprüch­li­chen Logik von öko­no­mi­schen Begriff­lich­kei­ten (vor allem aus­ge­führt in Marx‘ Kapi­tal) wird ohne vie­le Umwe­ge auf die äuße­re Wider­sprüch­lich­keit und Kri­sen­haf­tig­keit von Klas­sen­ge­sell­schaf­ten im Gan­zen geschlos­sen. Die Fra­ge, ob kapi­ta­lis­ti­sche Staa­ten wirk­lich unwei­ger­lich auf bestands­ge­fähr­den­de Kri­sen sto­ßen müs­sen (und was es bedeu­ten wür­de, wenn dem nicht so wäre) wird nicht offen gestellt, weil das Ziel, dass am Ende eine stär­ke­re Beto­nung des Klas­sen­be­griffs her­aus­kom­men soll, schon zu Beginn fest­zu­ste­hen scheint.

Die Klas­sen­ana­ly­se scheint uns im Papier der AKK des­halb weni­ger der theo­re­ti­sche Ursprung für eine pro­gram­ma­ti­sche Neu­grup­pie­rung zu sein, son­dern nur ein rhe­to­ri­sches Vehi­kel für sel­bi­ge: Es geht der AKK nicht um eine Rück­be­sin­nung auf den Klas­sen­be­griff als ein äußert mäch­ti­ges Werk­zeug zur Erkennt­nis von Ord­nungs­mus­tern der Gesell­schaft, son­dern um eine wirk­sa­me Voka­bel. Was sich hin­ter der Zuwen­dung zu einem ver­meint­lich mar­xis­ti­schen Klas­sen­be­griff ver­birgt, ist weni­ger eine tat­säch­li­che Frus­tra­ti­on mit der theo­re­ti­schen Unzu­läng­lich­keit der inter­ven­tio­nis­ti­schen Kri­sen­theo­rie (die davon aus­geht, dass Kri­sen­zei­ten eine gute Gele­gen­hei­ten für poli­ti­sche Inter­ven­ti­on dar­stel­len, die nur vor­aus­setzt, genü­gend Men­schen aus allen Milieus hin­ter eben sol­chen star­ken Signi­fi­kan­ten zu sam­meln) und den Grund­la­gen des radi­ka­len Refor­mis­mus, son­dern eher ein däm­mern­des Bewusst­sein über die eige­ne Ein­ge­bun­den­heit in ein staats­tra­gen­des Sys­tem orga­ni­scher Intellektualität.

Der Drang zur Aktua­li­sie­rung des Klas­sen­be­griffs ver­stärkt sich in der momen­ta­nen Peri­ode, weil die herr­schen­den euro­päi­schen Insti­tu­tio­nen bewei­sen, dass sie in Kri­sen­zei­ten nicht mehr gewillt oder genö­tigt sind, Kon­sens über poli­ti­sche Hege­mo­nie her­zu­stel­len. Statt­des­sen gehen sie lie­ber direkt zur Durch­set­zung ihrer Not­wen­dig­kei­ten mit radi­ka­lem Ent­zug von Lebens­chan­cen vor. So hat z. B. der Fall Grie­chen­land gezeigt, dass die euro­päi­schen Insti­tu­tio­nen weder auf die Zustim­mung der loka­len Arbeiter*Innenklasse (in Form ihrer Par­tei­en) noch auf die Zustim­mung euro­pä­isch sozia­li­sier­ter Intel­lek­tu­el­ler (z. B. in Form deut­scher Stu­die­ren­der) ange­wie­sen sind. Die phi­lo­so­phi­sche Intel­li­genz des Zen­trums spürt in die­ser Situa­ti­on, dass ihre eige­ne Ver­wert­bar­keit pro­por­tio­nal mit der Kampf­fä­hig­keit der Arbeiter*Innenklasse sinkt, spürt also (viel­leicht zum ers­ten Mal seit län­ge­rem) eine nicht nur sym­bo­li­sche son­dern wirk­li­che Ver­bin­dung zur Gesamt­heit der Klas­sen­ge­sell­schaft und sucht des­halb auf­ge­regt die Nähe zu einem ortho­do­xen Klassenbegriff.

Es ist aber durch­aus zu hin­ter­fra­gen, wel­che Kon­se­quen­zen die­ser Flirt mit der Ortho­do­xie des Klas­sen­be­griffs qua­si aus Ver­le­gen­heit in sich trägt. Denn schnell stößt die Renais­sance des Klas­sen­be­griffs an einen inne­ren Wider­spruch zum anti-ortho­do­xen und undog­ma­ti­schen Selbst­ver­ständ­nis einer Lin­ken, deren letz­te sozi­al­re­vo­lu­tio­nä­re Pro­jek­te nicht nur trotz, son­dern manch­mal sogar gera­de wegen der Abwe­sen­heit eines strikt klas­sis­ti­schen (d. h. in Par­tei­nah­me für eine bestimm­te Klas­se und in Beto­nung der poli­ti­schen Unab­hän­gig­keit von ande­ren Klas­sen), anti­ka­pi­ta­lis­ti­schen Moments rela­ti­ven Erfolg ver­bu­chen konn­ten. Das stellt die Theo­rie heu­te vor ein Dilem­ma: Will sie mehr als nur beschrei­bend sein, ist einer­seits die rein addi­ti­ve Ver­bin­dung von ver­schie­de­nen Kämp­fen mit dem Klas­sen­be­griff nicht befrie­di­gend (sonst wür­de auch bei der AKK nicht stän­dig der Ver­such unter­nom­men, von einer Tota­li­tät zu reden, die offen­bar mehr sein soll als die blo­ße Sum­me ihrer Tei­le). Ande­rer­seits schreckt man aber vor einem star­ken Klas­sen­be­griff zurück, dem man unter­stellt, er wür­de die Par­ti­ku­la­ri­tä­ten unter sich ein­zu­eb­nen, und nimmt statt­des­sen die­se selbst zum Aus­gangs­punkt. Die­ses Dilem­ma hat­te schon vie­le Gesich­ter: Universalität/Partikularität, Totalität/Geschichtlichkeit, Theorie/Praxis, Haupt-/Ne­ben­wi­der­spruch etc. Es holt auch die AKK ein.

Der Grund für die­sen zen­tra­len Wider­spruch (von dem wir den­ken, dass er auch nicht durch Ver­weis auf die eben immer kom­ple­xe Pra­xis still­ge­stellt wer­den kann) liegt nicht dar­in, dass Gesell­schafts­theo­rie heu­te weni­ger mög­lich ist als in ande­ren Zei­ten, son­dern dar­in, dass lin­ke Theo­rie es nicht geschafft hat, ein hohes Niveau der Ant­wor­ten auf die Fra­ge nach dem Ver­wei­sungs­zu­sam­men­hang von Tota­li­tät und Par­ti­ku­la­rem, von Öko­no­mie auf Gesell­schaft durch­zu­hal­ten. Die­ses Durch­hal­ten besteht nun aber genau dar­in, eine Orga­ni­sa­ti­ons­form zu fin­den, die die­sen theo­re­ti­schen Aus­tausch ver­bind­lich orga­ni­siert. Das ist etwas ande­res als ein plat­tes Beschwö­ren der Ein­heit von Theo­rie und Pra­xis zum Preis eines kleins­ten gemein­sa­men Nen­ners zwi­schen beiden.

Inso­fern als die Abgren­zungs­be­we­gung der AKK zum Links­ra­di­ka­lis­mus und zur gemä­ßig­ten Theo­rie und ihr Orga­ni­sie­rungs­vor­schlag in genau die­se Ker­be schla­gen will, inso­fern sie die­se Fra­gen neu stel­len will anstatt auf eine wei­te­re inhalt­li­che Syn­the­se auf dem gleich­blei­ben­den for­ma­len Ter­rain hin­zu­ar­bei­ten, inso­fern sie des­halb die Fra­ge nach Orga­ni­sa­ti­on – auch wenn nur von Orga­ni­sie­rung gespro­chen wird – auf­wirft, inso­fern sie fer­ner posi­tiv aner­kennt, dass eine „ortho­do­xe“ Stren­ge der Theo­rie sich nicht in dia­lek­ti­schem Jar­gon erschöp­fen kann und das Phä­no­men der Ortho­do­xie in die­sem Sin­ne nicht nur ein Gespenst der Ver­gan­gen­heit ist, son­dern je nach his­to­ri­scher Situa­ti­on mal mehr, mal weni­ger ange­mes­se­ne Lösun­gen für ein durch­weg rea­les Pro­blem dar­stel­len – inso­fern also begrü­ßen wir das Papier sehr.

 

Staats­kri­tik als Ver­mitt­lung oder Selektion?

 

Die­ses rea­le Pro­blem zwi­schen Ernst­haf­tig­keit der Ortho­do­xie und Erkennt­nis­un­fä­hig­keit des Anti-Dog­ma­tis­mus spie­gelt sich kon­kret in einer Inkon­sis­tenz im Staats­be­griff. Was bedeu­tet der Ruf der AKK nach „gehörige[r] Dele­gi­ti­ma­ti­on des Staats“[1]? Der Streit um die Rol­le des Staats hat sei­nen Ursprung u.a. in der Fra­ge nach der rich­ti­gen Reak­ti­on auf Krisensituationen.

Ein lin­ker Keyne­sia­nis­mus (der die Kos­ten einer Kri­se mit­hil­fe des Staa­tes auf Unter­neh­men statt auf die Arbei­ten­den und Erwerbs­lo­sen ver­tei­len will) und eine revo­lu­tio­nä­re Poli­tik (die den Staat als Schutz­macht der Unter­neh­men in der gege­be­nen Form sub­ver­tie­ren und sabo­tie­ren will, also z. B. Poli­zei­ap­pa­ra­te auf­löst, Gren­zen öff­net, [immer­hin steu­er­zah­len­de] Unter­neh­men ent­eig­net etc.) schlie­ßen sich nicht in jeder Situa­ti­on aus. Erst wenn es aber (z. B. im Gefol­ge einer Wirt­schafts­kri­se) wirk­lich ein­mal zu einer Kon­fron­ta­ti­on in die­ser Fra­ge kommt, wird die Fra­ge für die Theo­rie inter­es­sant: Es wird dann näm­lich eine Theo­rie nötig, die auf län­ge­re Sicht die Wahr­schein­lich­kei­ten für den Erfolg der einen oder ande­ren Pra­xis abschät­zen bzw. ver­glei­chen kann, sprich, die in der Lage ist, die Ver­fas­sung der Gesell­schaft ins­ge­samt inklu­si­ve ihrer mög­li­chen Bewe­gun­gen als Tota­li­tät nähe­rungs­wei­se vorherzusagen.

In der Regel wird jedem Ansatz, der in einer sol­chen Kon­flikt­si­tua­ti­on auf der Deter­mi­na­ti­on des staat­li­chen Über­baus durch die öko­no­mi­sche Basis pocht, sofort ein dog­ma­ti­scher Reduk­tio­nis­mus vor­ge­wor­fen (bei­spiels­wei­se Lenin’scher Her­kunft). Der Reflex, sich einen sol­chen Vor­wurf zu erspa­ren, ist ent­spre­chend ein­trai­niert. Auch die AKK tut lei­der alles, um sich nur so weit wie mög­lich von einem sol­chen Den­ken abzu­gren­zen. Den­noch kommt sie nicht dar­um her­um, kor­rek­ter­wei­se auf einer Unab­ding­bar­keit der „funk­tio­nie­ren­den Kapi­tal­ak­ku­mu­la­ti­on“[2] für staat­li­ches Han­deln zu bestehen. Eine schein­bar salo­mo­ni­sche For­mel, die in ihrer ent­schärf­ten, weil anti-dog­ma­ti­schen Ver­all­ge­mei­ne­rung, aller­dings nur noch sagen kann, dass irgend­wann dem­nächst irgend­et­was zwi­schen Ent­wer­tung, Ren­ten­kür­zung und Faschis­mus pas­sie­ren muss, sofern nicht eine sozi­al­re­vo­lu­tio­nä­re Umwäl­zung ein­tritt. Statt aber die­se ursprüng­lich sehr rich­ti­ge Set­zung als Theo­rie­grund­la­ge ein wenig durch­zu­hal­ten kann die AKK in die­ser Ver­all­ge­mei­ne­rung natür­lich gar nicht anders, als schließ­lich auf ein Amal­gam aus Habermas‘schem (Stich­wort Legi­ti­mi­tät von Pro­test und Legi­ti­ma­ti­ons­pro­ble­me des Staats) und post­mar­xis­ti­schem (Stich­wort hege­mo­nia­le Ver­schie­bun­gen) Den­ken zu setzen.

Die AKK scheint einen Mit­tel­weg zwi­schen bei­den gehen zu wol­len. Sie will die Legi­ti­ma­ti­ons­pro­ble­me des Staa­tes vor­an­trei­ben, d. h. an den gesell­schaft­li­chen Man­gel­er­schei­nun­gen anset­zen, die jene Mög­lich­keit bie­ten wür­den, dass die Men­schen sich bes­ten­falls nicht nur ihrer Pro­blem- son­dern auch noch einer irgend­wie gear­te­ten Klas­sen­la­ge bewusst wer­den. Gleich­zei­tig will sie eine Gegen­he­ge­mo­nie errich­ten, also lin­ke Welt­an­schau­ungs­mus­ter in das kul­tu­rel­le All­tags­be­wusst­sein tra­gen, die mit dem Sta­tus Quo nicht kom­pa­ti­bel sind. Durch die Lap­pen geht dabei der Blick auf den Staat als wirk­li­che Inkar­na­ti­on von Hege­mo­nie und Zwang: Einer­seits will das Mani­fest den kapi­ta­lis­ti­schen Staat als ideo­lo­gi­sche Instanz prä­sen­tie­ren, der sich für den Weg einer hege­mo­nia­len Ein­bin­dung der Mas­sen ent­schei­det, und zu die­sem Zwe­cke dar­über rich­tet, was als legi­tim gel­ten kann und was nicht. Der­sel­be Staat (und das­sel­be ideo­lo­gi­sche Ter­rain) soll ander­seits auch das Spiel­feld der par­ti­ku­la­ren Kämp­fe um eine Befrei­ung aus der öko­no­mi­schen Deter­mi­na­ti­on bil­den. Doch war­um soll­te der Staat eine sol­che Inter­ven­ti­on zulas­sen, wenn sein Bestehen auf­grund der angeb­li­chen inne­ren Wider­sprü­che des Kapi­ta­lis­mus gera­de von der Auf­recht­erhal­tung von Legi­ti­ma­ti­on trotz beschleu­nig­tem Abbau von Lebens­chan­cen durch Ein­spar­maß­nah­men abhängt?

Es schei­nen, so unse­re The­se, in die­sen Inkon­sis­ten­zen die Atti­tü­den einer gemä­ßig­ten, pro-euro­päi­schen, pro-staat­li­chen Linie einer­seits (die die fak­ti­schen Erfol­ge und Hand­lungs­mög­lich­kei­ten nicht igno­rie­ren will) und einer radi­ka­len Linie der Hege­mo­nie-ori­en­tier­ten Denkar­ten ande­rer­seits (wie sie bei­spiels­wei­se eben unter den Ansät­zen einer „radi­ka­len Demo­kra­tie“, „radi­ka­ler Bedürf­nis­se“ oder „radi­ka­ler Poli­tik“ fir­mie­ren), die jeden Staat auto­no­mis­tisch inspi­riert als rei­nen Feind wahr­neh­men, sich gegen­sei­tig unpro­duk­tiv zu über­la­gern. Statt also die Ten­den­zen, von den sich theo­re­tisch abge­grenzt wer­den soll, mit einer wirk­li­chen, den eige­nen Stand­punkt auf­he­ben­den Kri­tik zu ver­sor­gen, erscheint die AKK hier gera­de als der ideo­lo­gi­sche Kitt zwi­schen bei­den Sei­ten. Das Pro­blem, dass eine schar­fe Ableh­nung des Kapi­ta­lis­mus als Tota­li­tät nicht ohne wei­te­res mit der par­ti­ku­lar erfahr­ba­ren Inte­gra­ti­ons­leis­tung kapi­ta­lis­ti­scher Gesell­schaf­ten zusam­men­geht, wird ‚nur‘ als Orga­ni­sa­ti­ons­pro­blem dar­ge­stellt. Damit ist die prin­zi­pi­el­le Ver­bin­dungs­fä­hig­keit der Kämp­fe immer schon unter­stellt und somit die theo­re­ti­sche Her­aus­for­de­rung eigent­lich ver­fehlt oder schlimms­ten­falls sogar überdeckt.

Weil aber gleich­zei­tig eine Ant­wort auf die­se Fra­ge von der eta­blier­ten Sozi­al­wis­sen­schaft und Poli­tik nicht zu erwar­ten ist, muss sie statt­des­sen tat­säch­lich selbst-orga­ni­siert wer­den und ist also auch ein Orga­ni­sa­ti­ons­pro­blem. Und weil die­se bei­den Ach­sen der Orga­ni­sie­rung an die­ser Stel­le so eng bei­ein­an­der lie­gen ist nicht immer klar, an wel­cher der bei­den Sei­ten ein Sozia­lis­ti­sches Büro im Sin­ne des Vor­schlags der AKK eigent­lich arbei­ten soll.

Inso­fern als sich mit dem Mani­fest ein ers­ter Schritt dahin abzeich­net, das Phä­no­men, dass es inner­halb der Lin­ken mit teils guten Grün­den so unter­schied­li­che Auf­fas­sun­gen zum Staat und zur Ent­wick­lungs­ten­denz der (kapi­ta­lis­ti­schen) Gesell­schaft gibt, selbst wie­der auf die Tages­ord­nung von Theo­rie und Orga­ni­sa­ti­on zu set­zen, begrü­ßen wir die­sen Schritt sehr. Weil aber damit gleich­zei­tig die Gefahr ver­bun­den ist, die Theo­rie in die­ser Fra­ge zum Zwe­cke einer raschen Orga­ni­sa­ti­ons­bil­dung wei­ter zu nivel­lie­ren statt offen aus­zu­tra­gen, brin­gen wir dem Vor­gang gleich­zei­tig eine gro­ße Skep­sis entgegen.

 

Kri­tik und Totalität

 

Wir den­ken, dass die Kate­go­rie der gesell­schaft­li­chen Tota­li­tät, auf den das Mani­fest sich mehr­fach posi­tiv bezieht, ein wich­ti­ger Schlüs­sel dafür sein kann, um die­se Wider­sprü­che inner­halb lin­ker Theo­rie pro­duk­tiv zu wen­den. Auch der Tota­li­täts­be­griff wird im Mani­fest aller­dings eher mys­ti­fi­ziert, wenn er nur bedeu­ten soll, „dass die ver­schie­de­nen Herr­schafts­ver­hält­nis­se nicht ein­fach unver­mit­telt neben­ein­an­der ste­hen, son­dern Teil einer Tota­li­tät sind, die gebun­den ist an abs­trak­te Arbeit, Ware, Mehr­wert, Akku­mu­la­ti­on, Zwei­ge­schlecht­lich­keit, geschlecht­lich kon­no­tier­te, unent­lohn­te Repro­duk­ti­ons­ar­beit sowie an ras­si­fi­zie­ren­den Natio­nal­staat und Impe­ria­lis­mus“[3]. Mys­ti­fi­ziert des­we­gen, weil das Wesen die­ser drei­fa­chen „Bin­dung“, in der einer­seits Indi­vi­du­en in Herr­schafts­ver­hält­nis­se gebun­den wer­den, die­se Ver­hält­nis­se dann wie­der­um in nicht-tri­via­ler Wei­se an eine Tota­li­tät gebun­den sind die dann ihrer­seits wie­der gebun­den ist an eine Hand­voll der Grund­kon­stan­ten von Kapi­ta­lis­mus und Patri­ar­chat, sys­te­ma­tisch eine black box bleibt: Was macht die Natur die­ser Bin­dung aus? Wie aktua­li­siert sie sich?

Ein sol­cher Begriff von Tota­li­tät, der Herr­schafts­ver­hält­nis­se in Bezie­hung set­zen will zu dem Preis, über das „Medi­um“ die­ser Bezie­hung nicht mehr viel sagen zu kön­nen, ers­tens sei­ner Auf­ga­be nicht wirk­lich gerecht wird und zwei­tens eher schlecht als recht mit einem Klas­sen­be­griff zusam­men­passt. Der näm­lich ist ganz dezi­diert gera­de Teil des Vor­schlags, wie das Wesen die­ser Bin­dung tat­säch­lich zu benen­nen und wie dage­gen vor­zu­ge­hen sei. Die The­se, „dass die gesell­schaft­li­che Tota­li­tät nicht im Kapi­tal­ver­hält­nis auf­geht“[4] will schlicht nicht recht mit einem star­ken Klas­sen­be­griff zusam­men­pas­sen. Den­noch ist es mutig und rich­tig von der AKK, die Fra­ge zumin­dest auf­zu­wer­fen, wor­in sie denn auf­geht – auch wenn eine über­zeu­gen­de Ant­wort vor­erst noch aus­bleibt. Wir glau­ben aller­dings den­noch, dass hier dem Kapi­tal­be­griff unnö­tig eine Essen­zia­li­sie­rung unter­ge­scho­ben wird, nur um sie dann im sel­ben Atem­zug zu kri­ti­sie­ren – eine Ope­ra­ti­on, die nur dazu geeig­net scheint, gera­de von dem wesent­li­chen Ele­ment der Kate­go­rie der Tota­li­tät abzu­len­ken: Der Determination.

 

Deter­mi­na­ti­on oder Dis­po­si­tiv?

 

An die­sem Punkt lau­fen die prak­ti­schen Inkon­sis­ten­zen auf ihre theo­re­ti­sche Grund­la­ge zu, in der sie bereits ange­legt sind. Der Mecha­nis­mus, der den par­ti­ku­la­ren Kämp­fen ihre klas­sen­be­wuss­te Kopp­lung ver­lei­hen soll, ist der expli­zi­te Ver­weis auf die gesell­schaft­li­che Tota­li­tät. Die­ser Gesamt­zu­sam­men­hang ist jedoch theo­re­tisch frag­wür­dig: So empha­tisch er von der AKK als ein bestimm­ter in Stel­lung gebracht wird, so hart­nä­ckig wird dar­auf beharrt, er sei kei­nes­falls ein bestim­men­der. Es fin­det sich dar­in die Nach­wir­kung eines weit­ver­brei­te­ten All­ge­mein­plat­zes, der jedes Den­ken der Deter­mi­na­ti­on auf einen schlech­ten Deter­mi­nis­mus redu­ziert. Von rech­ten Vor­wür­fen des Reduk­tio­nis­mus, der Meta­phy­sik, bis zur inner­lin­ken Aus­ein­an­der­set­zung um Haupt- und Neben­wi­der­spruch und den Fleiß­übun­gen im Anti­dog­ma­tis­mus – seit Lan­gem wird der kate­go­ri­sche Aus­schluss einer Dimen­si­on der Tota­li­tät der Ver­hält­nis­se als Teil­nah­me­be­din­gung am theo­re­ti­schen wie poli­ti­schen Dis­kurs gesetzt. Aber auch da, wo ein Tota­li­täts­an­spruch wie­der behaup­tet wird, im Mani­fest der AKK, ist er um sein eigent­li­ches Merk­mal gebracht, als nicht-deter­mi­nis­ti­sche Tota­li­tät und damit, in letz­ter Kon­se­quenz, als eine tau­to­lo­gi­sche Beschrei­bungs­ka­te­go­rie: Alles was ist, ist alles was ist.

Der ent­schei­den­de mar­xis­ti­sche Punkt aber ist, die Tota­li­tät als ein Deter­mi­na­ti­ons­zu­sam­men­hang zu begrei­fen. Wenn ent­schie­den wird, von der Tota­li­tät des Kapi­tal­ver­wer­tungs­pro­zes­ses zu spre­chen, dann ist damit die The­se aus­ge­spro­chen, dass die zen­tra­le Eigen­schaft die­ses Pro­zes­ses – die Tren­nung der Arbei­ten­den von der Ver­fü­gungs­ge­walt über die Pro­duk­ti­ons­mit­tel – für alle ande­ren Eigen­schaf­ten und Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten des Kapi­ta­lis­mus prin­zi­pi­ell ver­ant­wort­lich ist. Eine sol­che Annah­me eines bestim­men­den Gesell­schafts­zu­sam­men­hangs ist vor­aus­set­zungs­reich und kann natür­lich ver­wor­fen wer­den. Nicht sinn­voll erscheint es uns aber, die­se The­se einer­seits expli­zit zu ver­wer­fen und ande­rer­seits den Klas­sen­be­griff trotz­dem als nicht-deter­mi­nie­ren­des, sozu­sa­gen dyna­mi­sches Modell sozia­ler Schich­tung mitzuschleifen.

Das Unbe­ha­gen vor einem sol­chen ver­meint­lich deter­mi­nis­ti­schen Tota­li­täts­be­griff ver­gisst leicht, dass wir den ‚kri­ti­schen‘ Impuls gegen­über einem tota­li­tä­ren Den­ken weder post­mar­xis­ti­scher Theo­rie­bil­dung, anti­au­to­ri­tä­rer Bewe­gung oder gar den reak­tio­nä­ren Kri­ti­ken ver­dan­ken – er ist viel­mehr der Kern des Mar­xis­mus seit Anbe­ginn. Marx’ Kri­tik an Hegels Theo­rie der Tota­li­tät der bür­ger­li­chen Gesell­schaft als eine idea­lis­ti­sche Abs­trak­ti­on, leg­te ihm den Grund­stein für eine mate­ria­lis­ti­sche Ana­ly­se, die in der Kate­go­rie der Tota­li­tät nicht den Deter­mi­na­ti­ons­zu­sam­men­hang ver­warf, son­dern die­sen in sei­ner rea­len Aus­prä­gung erfass­te. Kapi­tal als Tota­li­täts­be­griff ist nicht als Mys­ti­fi­ka­ti­on, son­dern als Abbil­dung der Rea­li­tät kon­zi­piert, und das macht Marx zum ers­ten Anti-Dog­ma­ti­ker über­haupt, des­sen theo­re­ti­sche Ges­te der Grund­im­puls jener fol­gen­den mar­xis­ti­schen Theo­rie­an­ge­bo­te war.

Es ist mit­hin ver­wun­der­lich, die dezi­diert mar­xis­ti­sche Kate­go­rie der Deter­mi­na­ti­on mit der Kri­tik am Deter­mi­nis­mus zu ver­wer­fen, zu der sie zu aller­erst selbst ange­tre­ten war. Aber jener Schritt ist im zeit­ge­nös­si­schen Anti-Dog­ma­tis­mus der­ma­ßen inter­na­li­siert, dass selbst der auf­ge­klär­te Ver­such, sich von der­lei Miss­ver­ständ­nis­sen in eine Aktua­li­sie­rung des Klas­sen­be­griffs zu befrei­en, davon kon­ta­mi­niert bleibt. Das zeugt von einem theo­re­ti­schen Defi­zit, des­sen Fol­gen nicht unbe­acht­lich sind, ver­la­gert sich doch der Fall­strick des theo­re­ti­schen Idea­lis­mus (abs­trak­te Tota­li­tät) in die prak­ti­sche Wirkungslosigkeit.

Daher bleibt auch die Fra­ge nach dem Ver­hält­nis zum Staat in einer idea­lis­ti­schen Zwi­schen­lö­sung: Der Staat ist Aus­druck einer bestimm­ten Tota­li­tät der Ver­hält­nis­se, aber er soll für die Kämp­fen­den zugleich für Ver­än­de­run­gen erreich­bar sein. Um die­sen wider­sprüch­li­chen Anfor­de­run­gen gerecht zu wer­den, wur­de im Wind­schat­ten der Öff­nung des Mar­xis­mus um den Mai 1968 von Michel Fou­cault das Kon­zept des Dis­po­si­tivs erfun­den: eine Art stra­te­gi­scher Kno­ten im Netz des Dis­kur­ses. Der Trick dabei ist, eine Ana­ly­se auf Makro­ebe­ne ihrem über­grei­fen­den Deter­mi­na­ti­ons­zu­sam­men­hang zu ent­rei­ßen, um sie damit dem mikro­po­li­ti­schen Wider­stand zugäng­lich zu machen. Hier fin­det sich der Arche­typ der Sehn­sucht nach einer prag­ma­ti­schen Mit­te, deren Kon­se­quen­zen auch die AKK betref­fen. Denn der Klas­sen­be­griff, so wie er im Mani­fest erscheint, fun­giert genau als ein sol­ches Dis­po­si­tiv – und sei­ne Dif­fe­renz zu einem mar­xis­ti­schen Klassen‑, Staats- und Kri­sen­be­griff im Geis­te der Deter­mi­na­ti­on (also ein sol­cher, der real unter­schied­li­che Stand­punk­te nicht durch die For­de­rung nach einem gemein­sa­men Stand­punkt unter­drückt, son­dern ein Ange­bot dar­stellt, die tat­säch­li­chen Gemein­sam­kei­ten der Stand­punk­te her­aus­zu­schä­len) ist eine ent­schei­den­de: Er ist zwar eine kon­stru­ier­ba­re Klam­mer für unter­schied­li­che Kämp­fe, aber gibt genau damit den Anspruch auf, die rea­le Klam­mer zu sein.

Die Ernst­haf­tig­keit der Unter­neh­mung der AKK müss­te sich nun dar­an mes­sen las­sen, ob es gelingt, die Orga­ni­sa­ti­ons­fra­ge des SB auf die­ses grund­le­gen­de und rea­le Dilem­ma zu bezie­hen. Neh­men wir nun den Wider­spruch zwi­schen radi­kal­re­for­me­ri­scher Staats­kri­tik und ihrer revo­lu­tio­nä­ren Unmög­lich­keit ein­mal an, so lau­tet die kon­se­quen­te Fra­ge: Wie wür­de sich ein SB in einer sol­chen Kon­flikt­si­tua­ti­on ver­hal­ten? Nach wel­chen Kri­te­ri­en bestimmt ein SB, wie staats­tra­gend bzw. wie sozi­al­de­mo­kra­tisch eine Grup­pie­rung sein ‚darf‘, um am Kom­mu­ni­ka­ti­ons­netz­werk des SB teil­ha­ben zu kön­nen? Nach wel­chen Gesichts­punk­ten kann ein SB ent­schei­den, wie mit der Staats­fra­ge wei­ter umzu­ge­hen ist? Wie unter­schei­det das SB zwi­schen strin­gen­ter Form­ana­ly­se des Staa­tes und Sek­tie­rer­tum? Wie bin­det das SB wis­sen­schaft­li­che Unter­su­chun­gen arbeits­tei­lig ein, ohne sich dem Intel­lek­tu­el­len­be­trieb preis­zu­ge­ben? Das sind die wich­ti­gen Fra­gen, die es für ein sol­ches Büro ganz kon­kret zu stel­len gilt. Die Ver­mu­tung liegt nahe, dass die Rea­li­tät der kapi­ta­lis­ti­schen Tota­li­tät die undog­ma­ti­schen Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren nicht ver­schont, so sub­ver­siv sie sich auch bemü­hen, den Gesamt­zu­sam­men­hang in hand­li­che Dis­po­si­ti­ve zu zer­le­gen. Soll­te es dar­auf unbe­frie­di­gen­de Ant­wor­ten geben, so liegt der Schluss nahe, dass die­se schon in der theo­re­ti­schen Schwä­che ange­legt sind, das Bekennt­nis zur gesell­schaft­li­chen Tota­li­tät nicht als Bekennt­nis eines gesell­schaft­li­chen Deter­mi­na­ti­ons­zu­sam­men­hangs zu begreifen.

 

Fazit

 

Es ist der Ver­dienst der AKK, im Rah­men der Suche nach einer Ant­wort auf die Orga­ni­sie­rungs­fra­ge auch die Aus­ein­an­der­set­zung um einen Tota­li­täts­be­griff wie­der anzu­sto­ßen, die da auto­ma­tisch not­wen­dig wird, wo der Klas­sen­be­griff zu einer sinn­vol­len Gel­tung kom­men soll. Dazu gehört auch eine scho­nungs­lo­se Befra­gung des kate­go­ri­schen Anti-Dogmatismus.

Das Mani­fest ist dazu ein wich­ti­ger Schritt. Die Debat­te, was eine ange­mes­se­ne Orga­ni­sa­ti­ons­form ist, ist mit dem Mani­fest erneut aus­ge­ru­fen und real. Bis auf wei­te­res aber, d. h. solan­ge die­ser Umbau wei­ter­hin geschieht, wäre es wün­schens­wert, dass das Mani­fest als Stra­te­gie­pa­pier anfängt, eine gewis­se Ver­bind­lich­keit aus­zu­strah­len. Die AKK wäre mög­li­cher­wei­se gut damit bera­ten, nicht vor den Kon­se­quen­zen der eige­nen theo­re­ti­schen Arbeit zurück­zu­schre­cken und ihre Rol­le als Theoriearbeiter*innen ernst zu neh­men. Das hie­ße gera­de die Ver­ant­wor­tung für einen Mas­ter-Plan zu über­neh­men, die lei­der bereits in der Ein­lei­tung zu ihrem Papier zurück­ge­wie­sen wird.

 

von Flo­ri­an Geis­ler und Alex Struwe

 

Der Bei­trag erschien zuerst in Dis­kus. Frank­fur­ter Student_innen Zeit­schrift, 55 (2), 46–51.

 

[1] Ebd., 4

[2] Ebd., 4

[3] Ebd., 10f

[4] Ebd. 10

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